~ This page as pdf-file for printing ~
|
|
1. Konzertbeginn /
Concert Start |
|
|
2. Psalm 115:
"Nicht uns, o Herr, nicht uns..."
Kodex Nikolaus
Apel (um 1470 - 1537)
Nicht uns,
o Herr, nicht uns,
Ehre verleih deinem Namen,
um deiner Gnade willen
und deiner Treue.
Warum sollen
sagen die Heiden:
Wo ist nun ihr Gott?
Unser Gott ist im Himmel,
alles was er wollte, er hat es vollbracht.
Ihre Götzen
aber sind Silber und Gold,
gebildet von Menschenhand,
sie haben einen mund und können nicht reden,
sie haben Augen und sehen nicht
Sie haben
Ohren und können nicht hören,
sie haben eine Nase und riechen nicht.
Sie haben Hände und können nicht greifen,
sie haben Füße und gehen nicht.
Ihnen gleichen,
die sie gebildet,
und jeder der ihnen vertraut.
Israels Haus vertraut auf den Herren,
er ist ihm Hilfe und Schild.
Aarons Haus
vertraut auf den Herren,
er ist ihm Hilfe und Schild.
Alle die die Gott fürchten
sie vertrauen dem Herrn.
Der Herr
denkt an uns, er möge uns segnen,
Segen dem Hause Aaron und Israel.
Die, die fürchten den Herrn, er möge sie segnen,
Kleine und Große zumal.
Es gebe
der Herr euch Gedeihen,
euch, sowie euren Kindern.
Seid gesegnet vom Herrn der geschaffen
Himmel und Erde.
Nicht die
Toten preisen den Herrn,
keiner, der hinabsteigt zur Tiefe.
Wir aber, dürfen ihn preisen,
heute und immerdar. |
|
|
|
|
3. Benedicamus Domino
Gregorianischer Choralabschnitt
Laßt
uns Gott loben |
|
|
4. Groß
bist du, Herr... (Text)
aus: Confessiones,
erstes Buch, Kapitel 1
Aurelius Augustinus (345 - 430)
Groß
bist du, Herr, und hoch zu preisen!
Groß ist deine Macht und deine Weisheit unermeßlich!
Preisen werden den Herren alle die ihn auch nur suchen,
denn wer ihn sucht wird ihn finden
und wer ihn findet wird ihn preisen. |
|
|
5. Benedicamus Domino
St. Martial, Organum
anonymus (12. Jh.)
Laßt
uns Gott loben |
|
|
6. Ich liebe dich,
Herr... (Text)
aus: Confessiones,
zehntes Buch, Kapitel 6
Aurelius Augustinus (345 - 430)
Ich liebe
dich, Herr, ohne Wanken und Zweifel
meiner Liebe voll und fest bewußt.
Mein Herz hast du mit deinem Wort getroffen und ich war dein.
Was aber
liebe ich, da ich liebe meinen Gott?
Nicht die
Schönheit eines Körpers
noch den Rhythmus der bewegten Zeit,
nicht den Glanz des Lichtes der so lieb den Augen,
nicht die süßen Melodien in der Welt des Tönens
aller Art,
nicht der Blumen, Salben, Spezereien Wohlgeruch,
nicht Manna und nicht Honig,
nicht Leibesglieder, die köstlich sind der fleischlichen
Umarmung.
Nichts von
alldem liebe ich, wenn ich liebe meinen Gott.
Und dennoch
liebe ich
ein Licht
und einen Klang
und einen Duft
und eine Speise,
und eine Umarmung
wenn ich liebe meinen Gott. |
|
|
7. Benedicamus Domino
Motettischer Satz
Ghirardellus de Florenzia (14. Jh.)
Laßt
uns Gott loben |
|
|
8. Wenn ich scheine
mußt Du leuchten... (Text)
Mechthild von Magdeburg (1210 - 1283)
Wenn ich
scheine, so mußt du leuchten,
wenn ich fließe, so mußt du tosen,
wenn du seufzest, so ziehst du mein göttlich Herz in dich
hinein.
Wenn du
weinst nach mir, so nehme ich dich in meinen Arm.
Wenn du aber liebst, so wer4den wir zwei eines,
und wenn wir zwei so eines sind, so kann da nie mehr Trennung
geschehen,
sondern ein lustvolles Harren wohnt zwischen uns beiden.
Herr, so
harre ich denn mit Hunger und Durst,
mit Hasten und mit Lust
bis zur leuchtenden Stunde
da aus deinem göttlichen Munde
fließen die erlesenen Worte,
die niemand hört, als die Seele allein,
die sich entblößt von der Erde
und ihr Ohr legt an deinen Mund....
Ja
die begreift das Ereignis der Liebe. |
|
9. Aucun - Amor - Kyrie
Kodex Montpellier, Motette
anonymus (13. Jh.) |
|
|
Triplum:
Aucuns vont souvent
par leur envie
mesdisant d'amours,
mès il n'est si bonne vie
com d'amer loiaument,
quar d'amours
vient toute courtoisie
et tout honour
et tout bon ensegnement.
Tout ce puet en li
prouver, qui amie
veut faire sans boisdie
et amer vraiment,
que ja en li n'iert assise
villanie ne couvoitise
d'amasser argent;
ains aime bonne compaignie
et despent adés largement,
et si n'a en li felonie
n'envie sus autre gent,
mès a chascun s'umelie
et parole courtoisement,
s'il a du tout sans partie,
mis son cuer en amer entierement:
Et sachiés qu'il
n'aime mie,
ains ment, s'il se demaine autrement! |
Triplum:
So manche verleumden
öfters
voll Neid
die Liebe,
doch gibt es kein schöneres Leben
als in Treue zu lieben,
denn von der Liebe
kommt alle Höflichkeit,
alle Ehre
und gute Erziehung.
Dies kann einer unter
Beweis stellen
der ohne Falschheit
und wahrhaft liebt,
von dem niemals Gemeinheit
noch Begierde Geld anzuhäufen
Besitz ergriffen hat;
der vielmehr nach guter
Gesellschaft strebt
und diese eifrig pflegt
und der Untreue verachtet
noch anderen Leuten etwas neidet
sondern sich jedem demütig nähert
und höflich mit ihm spricht,
und der vor allem, ohne Abstriche
sein Herz gänzlich der Liebe gewidmet hat:
Und wisset: nie hat
einer wirklich geliebt,
vielmehr nur gelogen, wenn er sich anders verhält! |
|
|
Motetus:
Amor qui cor vulnerat
humanum, quem generat
carnalis affectio,
nunquam sine vicio',
vel raro potest esse,
quoniam est necesse,
ut quo plus diligitur
res que cito labitur
et transit, eo minus
diligatur dominus.
Tenor:
Kyrie eleyson. |
Motetus:
Die Liebe, die das
menschlich Herz verletzt,
geboren
aus fleischlicher Begierde,
kann niemals, oder nur selten
frei von Laster sein;
daraus ergibt sich notwendig
dass, je mehr man diese Sache schätzt,
die doch so schnell entgleitet und vergeht,
umso weniger
unseren Herrn erfreut.
Tenor:
Herr erbarme dich unser. |
|
|
|
10. "A"
setzen wir, das ist unser Herr und Gott... (Text)
aus: "Ars maior" (1273), Über die Figur "A"
Ramon Lull
Über die
Figur A
A
setzen wir, - das ist unser Herr und Gott!
Diesem A
schreiben wir 16 Tugendkräfte zu, deren Namen durch die
Buchstaben
B bis R vertreten werden.
Aus ihnen
werden 21 Kombinationskammern gebildet, durch welche die Liebhaber
dieser Kunst Kenntnis über Gott haben können und wodurch
sie Fragen stellen und
diese auch durch notwendige Gründe lösen können,
wofern nur die Seele S für jede
Kombinationskammer aus einer Tugendkraft ein Subjekt und aus
der jeweiligen
anderen ein Prädikat weise und klug aufzustellen und schuldiger
Form gemäß durch
alle Kombinationskammern von A T V
X vorzugehen versteht.
Und es ist
von Nöten, daß S, die Seele, dem Y,
der Wahrheit, unterworfen sei,
dem Z aber, der Falschheit, so entgegenstehe, daß
sie alle Bedeutungen, die gegen
A, oder Gott, sind, leugne, und aus allen Kräften
meide, denn es kann in Y, der
Wahrheit, keine Bedeutung geben, die gegen eine oder mehrere
Kombinations-
kammern dieses A stehen. und andererseits kann es
in Z, der Falschheit, keine
keine Bedeutung geben, welche mit einer oder mit mehreren Kombinationskammern
dieses A einig gehen.
Jede Bedeutung aber ist im Y, die dem Z
widerspricht.
Das Z verbirgt
und verdunkelt die Kombinationskammern des A Gottes. |
|
|
11. Tribulatio proxima
est
Doppelhoquetus
über dem Tenor "David"
Guillaume de Machault (um 1300 - 1377) |
|
|
tenor:
Tribulatio proxima
est
et non est, qui adjuvet.
Triplum:
Christe, qui lux es
et dies
fideliumque requies
nos visita.
Tu furoris temperies
tu dulcoris planicies
nunc excita
posse tuum, precipita
depredantes, qui nos ita
vituperant.
Sicut per te fuit vita
patribus nostris reddita.
qui tunc erant
nec tueri se poterant,
sed ad te reclamaverant,
Deus fortis,
sic cave ne nos atterant
qui nos in guerris lacerant
nunc subortis,
et a dire nexu mortis,
cuius sumus jam in portis,
nos protegas.
Gentem seves tue sortis,
tui fratris ac consortis,
causam regas.
Qui malos a te segregas
nec justis opem denegas,
legislator,
proditores nunc detegas
horumque visum contegas.
Consolator,
Danielis visitator
puerorumque salvator
in fornace,
per Abacuc confortator,
sis pro nobis preliator
et dimitas nos in pace. |
tenor:
Die Verwirrung ist
nah,
doch niemand der hilft.
Triplum:
Du Christus, der Du
das Licht bist und der Tag
und die Zuflucht der Gläubigen,
komm zu uns.
Du Mäßiger der Raserei,
Du Hort der Milde,
erhebe nun
deine Macht, stürze
die Räuber, die uns so
bedrängen.
So wie durch dich das Leben
unseren Vätern ward gegeben
die damals waren
und sich nicht schützen konnten,
sondern zu dir um Hilfe riefen,
starker Gott,
so mache auch, dass die uns nicht vernichten
die uns in Kriegen zerfleischen
die nun ausgebrochen sind,
und schütze uns
vor der Umklammerung des grässlichen Todes,
an dessen Pforten wir uns schon befinden.
Bewahre dein auserwähltes Geschlecht,
lenke die Sache deines Bruders
und der Gefährten.
Du, der du die Bösen von dir wiest,
und den Gerechten Hilfe nicht verweigerst,
Gesetzgeber,
entlarve nun die Verräter
und verdunkle ihren Blick.
Du Trostspender,
Besucher Daniels
und Retter der Jünglinge
im Feuerofen,
Du Kraftspender durch Habakuk,
sei für uns Kämpfer
und entlasse uns in Frieden. |
Motetus:
Veni creator spiritus,
flencium audi gemitus,
quos nequiter gens misera
destruit, veni, propera.
Jam nostra virtus deficit
nec os humanum sufficit
ad narrandum obprobria,
que nobis dant vecordia,
divisio cupiditas
fidelium raritas,
unde flentes ignoramus,
quid ager debeamus.
Circumdant nos inimici,
sed et nostri domestici
conversi sunt in predones:
leopardi et leones,
lupi, milvi et aquile
rapiunt omne reptile.
Consumunt nos carbunculi.
Ad te nostri sund oculi:
Perde gentem hanc rapacem,
Jhesu, redemptor seculi,
et da nobis tuam pacem. |
Motetus:
Komm, oh Schöpfergeist,
höre das Seufzen der Weinenden,
die ein nichtswürdiges Geschlecht
leichtsinnig vernichtet. Komm und eile!
Schon schwindet unsere Kraft,
und der Mund des Menschen reicht nicht aus
die Schandtaten zu schildern,
die uns Wahnsinn,
Uneinigkeit und Gier
und Mangel an Treue zufügen,
weshalb wir Weinenden nicht wissen,
was wir tun sollen.
Feinde umgeben uns
aber auch unsere Freunde
haben sich in Raubtiere verwandelt:
Leoparden und Löwen,
Wölfe, Geier und Adler
rauben alles was da kriecht.
Es verzehren uns die Kohlen.
Auf Dich sind unsere Augen gerichtet:
Verdirb dieses räuberische Geschlecht,
Jhesus, du Erlöser,
und gib uns den Frieden. |
|
12. Oh Himmel-König...
(Text)
Der Kanzler (um 1300)
O Himmel-König,
o Himmel-Vogt,
gewaltiger Fürst der Lüfte gar,
Gott, Meister auch der Helle,
das Schiff
ist auf das Meer gezogt
und fährt ein gar gefährlich Fahrt
gen Winde und gen Welle.
Zerschlissen
ist des Segels Kraft
ich wähn die Mannen schon ertringen.
Sieh, süßer Krist, an dein Geschaft
wie wir von Tag zu Tag gen Grunde sinken.
Hilf Herre,
deiner Hand Getat!
Dein alt Erbarmen werd an uns erzeiget!
Gedenke, daß an dem Kreuze hat
dein gütig Haupt sich gegen uns geneiget. |
|
|
13. Christe - Veni
creator - Tribulatio
Geistliche Motette
Guillaume de Machault (um 1300 - 1377) |
|
|
14. O Mensch, bezeichnet
und geziert mit Gottes Ebenbild... (Text)
Meditation über die menschliche Natur
zugeschrieben: Bernhard von Clairvaux (1091 - 1153)
O Mensch,
bezeichnet und geziert mit Gottes Ebenbild,
im Glauben vermählt,
mit Geist beschenkt,
durch Blut erlöst,
den Engeln vergleichbar der Seeligkeit teilhaftig,
Erbe der Güte,
mit Vernunft begabt,
warum schätzest du deine Seele so gering
und ziehst ihr das nichtnichtsnutzige
Fleisch vor, die vergängliche Speise der Würmer?
Ist nicht der Sohn Gottes herabgestiegen von seinem Thronsitz,
um ihretwillen, damit er sie befreite aus der Macht des Teufels?!?! |
|
|
15. Nova laude, terra,
plaude...
Benedicamustropus, Benedictinerinnenkloster, Konstanz
anonymus (um 1300) |
|
|
nova laude
terra plaude
soli splendens radio.
Nova domo
nubit homo
sui patris filio
per quem cuncti
nos redempti
benedicamus domino.
Puro corde et animo
benedicamus domino. |
Von neuem Lob
erschalle die Erde,
erleuchtet von einem einzigen Strahl.
Ein neues Haus
bezieht der Mensch
durch den Sohn seines Vaters,
durch den wir
alle erlöst sind,
gelobt sei der Herr.
Reinen Herzens und
reinen Geistes
lasst uns loben den Herrn. |
|
16. Omnis mundus -
Omnes nunc
Weihnachtsmotette
anonymus (14. Jh.) |
|
|
Omnis nunc - Omnis
mundus |
|
Motetus:
Omnis nunc microcosmus
in gaudio
jocundetur nato Christo
atque salvatore,
casta, pia, mater Maria
regia
quae concepit supremi Gabrielis
nuncii ore.
Sonoris, dulcis sonis
ac laetis vocibus,
sinceris puris candentibus
vel puris mentibus,
exultemus, gaudeamus,
concinamus
atque laetemur hodie.
Hodie die, hac salutis
die.
Christus saeculi factor
natus
ex Maria sanctissima,
castissima
ac virginum virgine,
ex diva, diva virgine,
humilima virgine,
viri viri viri nescia,
praeclara virgine.
Gaudeamus et psallamus
itaque... |
Motetus:
In Freuden freut sich
alle Welt
der Geburt Jesu Christ
des Erlösers,
aus der reinen, frommen
Mutter Maria
der Königin, die die Botschaft empfing
aus dem Mund des erhabenen Gesandten Gabriel.
Mit klingende, süßen
Tönen
und frohen Stimmen,
mit unverdorben reinem,
glühendem Sinn,
lasst heute uns jubeln,
uns freuen,
zusammen singen und fröhlich sein.
Heut' ist der Tag,
der Tag des Heils.
Christus der Schöpfer
ist geboren
aus Maria der heiligsten
aus der allerkeuschesten
Jungfrau aller Jungfrauen.
Aus der göttlichen
Jungfrau,
der barmherzigen Jungfrau,
der des Mannes unkundigen
leuchtenden Jungfrau.
So lasst in Freude
uns singen... |
|
|
Tenor:
Omnis mundus jocundetur
nato salvatore
casta mater quae concepit
Gabrielis ore.
Sonoris vocibus
sinceris mentibus,
exultemus et laetemur
hodie.
Christus natus ex Maria virgine,
Gaudeamus et psallamus
itaque.... |
Tenor:
Alle Welt ist erfreut
durch des Erlösers Geburt
aus der keuschen Mutter
die empfing
die Botschaft Gabriels.
Mit klingenden Stimmen
und unverdorbenem Sinn
lasst heute uns jubeln
und fröhlich sein.
Christ ist geboren aus der Jungfrau Maria,
So lasst in Freude
uns singen... |
|
17. Wie uns die
Heiligen helfen (Text)
St. Paulis
Regeln für die Pauren
Aus dem Liederbuch der Clara Hätzlerin (1471)
anonymus
Ists
Wetter zu St.Pauli klar
so bedeutets ein guts Jahr.
Wenns
aber regnet oder schneyt
so deuts auf Teuerung zu der Zeit.
Hats
aber an dem Tag ein Wint
bedeuts, daß man auf streiten sinnt.
Wirt gar
ein Nebel so tuts bedeuten
ein großes Sterben unter den Leuten.
Dies sind
St.Paulis Regeln für die Pauren
Dennoch sollst du auf Gott vertrauen. |
|
|
18. Arcangel San Miguel...
Dreistimmiger Satz über ein Volkslied
aus: Cancionero musical del Palacio
Lope de Baena (um 1500) |
|
|
|
Arcángel San
Miguel
Tú Segnor,
Seas sienpre en mi favor.
Tú, que con
mucha excelencia
Al tienpo de la sentencia
Pesarás nuestra conciencia
Sin eror
Quieras ser mi valedor
Arcángel San
Miguel
Tú Segnor,
Seas sienpre en mi favour.
Pues angel glorificado
Queres de Dios amado,
Tú me sei buen abogado
Con amor
Ante nuestre Redentor
Arcángel San
Miguel
Tú Segnor,
Seas sienpre en mi favour. |
O heiliger Erzengel
Michael,
edler Herr,
bleibe du mir immer gewogen.
Du, der du stets mit
feinem Gefühl
am Jüngsten Tag
unbeirrbar wirst
unser Gewissen wiegen,
mögest du mir Fürsprecher sein.
O heiliger Erzengel
Michael,
edler Herr,
bleibe du mir immer gewogen.
Als glorreicher Engel,
von Gott geliebt,
sei mir ein guter
und mutiger Verteidiger
vor unserem Herrn
O heiliger Erzengel
Michael,
edler Herr,
bleibe du mir immer gewogen. |
|
19. Der heilige
Erzengel Michael
aus dem Handbuch der Heiligen
Der heilige
Erzengel Michael,
der Patron der katholischen Kirche, des deutschen Volkes, der
Ritter und Soldaten
der Kaufleute, Waagenhersteller, Eicher, Apotheker, Drechsler,
Bäcker, Schneider,
Glaser, Maler, Vergolder, Radiomechaniker, Sterbenden und armen
Seelen,
hilft gegen Blitz und Ungewitter.
Der heilige
Antonius von Padua,
der Patron der Liebenden und Ehevermittler,
hilft gegen Unfruchtbarkeit, Fieber, teuflische Mächte und
Viehkrankheiten.
Die heilige
Barbara
hilft gegen Feuersbrunst und plötzlichen Tod.
Der heilige
Bartolomäus
hilft gegen Zuckungen.
Die heilige
Bertila
hilft gegen Kropf, Blitz und Gewitter.
Der heilige
Blasius,
der Patron der Ärzte, Musikanten und Seifensieder,
hilft gegen Blasenkrankheiten, Pest und Zahnweh.
Die heilige
Gertrud
hilft gegen Ratten und Mäuse.
Der heilige
Arbogast
hilft gegen Müdigkeit.
Die heilige
Anastasia,
die Patronin der Presse,
hilft gegen Kopfweh |
|
|
20. St. Martein,
lieber Herre...
Hermann, Münch von Salzburg (2. Hälfte 14. Jh.)
Martein
lieber herre
nu laß uns fröhleich sein!
heint zu deinen eren
und durch den willen dein,
dy genns solt du uns meren
und auch küelen wein,
gesoten und gepraten
sy müessen all herein. |
|
21. Quem terra, pontus,
aethera...
Ambrosianischer Marienhymnus
Zisterzienser-Stift Heiligenkreuz (um 1300) |
|
|
Quem terra, pontus
aethera.... |
Venantius Honorius
Clementianus Fortunatus |
|
|
Quem terra, pontus, aethera
colunt, adorant, praedicant
trinam regentem machinam,
claustrum marie baiulat. |
Den die Erde, das Meer
und die Himmel
verehren, anbeten, vorhersagen,
den dreifach regierenden König
trägt der Schoß Mariens. |
Cui luna sol et omnia
deserviunt per tempora
perfusa celi gratia
gestant puella viscera. |
Dem der Mond, die Sonne
und alles
durch alle Zeiten eifrig dienen
von himmlischer Gnade übergossen
trägt ihn der Leib der Jungfrau. |
Mirantur ergo saecula
quod angelus fert semina
quod aure virgo concipit
et corde credens partuit. |
Daher bewundert man in
alle Ewigkeit
dass der Engel den Samen bringt
dass die Jungfrau durch das Ohr empfängt
und durch den Glauben im Herzen gebiert. |
Beata mater munere
cuius supernus artifex
mundum pugillo continens
ventris sub arca clausus est. |
Glückliche Mutter,
beschenke (uns),
der göttliche Urheber,
der nach der Schrift die Welt zusammenhält
ist in deinem Leib verschlossen. |
Benedicta cael nuntio
foecunda sancto spiritound
desideratus gentibus
cuius per alvum fusus est. |
Du warst gegrüßt
durch den Boten des Himmels
fruchtbar durch den Heiligen Geist,
der von den Völkern ersehnte
ward durch den Mutterleib hervorgebracht. |
O gloriosa domina
excelsa supra sidera
qui te creavit provide
lactasti sacro ubere. |
O glorreiche Herrin
du wurdest erhoben über die Sterne,
der dich erschuf, er schenke dir
eine milchbringende, heilige Mutterbrust. |
Quod eva tristis abtulit
tu reddis almo germine.
intrent ut astra flebiles
caeli fenestra facta est. |
Was Eva, die unglückliche,
uns nahm,
du bringst es zurück im segenspendenden Keim.
Ihr Beklagenswerten, erhebt euch wie die Sterne,
ein Fenster zum Himmel ist aufgestoßen. |
Tu regis alti ianua
et porta lucis fulgida
Vitam datam per virginem
gentes redemptae plaudite. |
Du, Königin, bist
die weite Öffnung
und das Tor zum schimmernden Licht:
Frohlocket ihr erlösten Völker
durch die Jungfrau wird das Leben geschenkt. |
Maria, mater gratiae
mater misericordiae
tu nos ab hoste protege
et hora mortis suscipe. |
Maria, Gnadenmutter,
Mutter der Barmherzigkeit,
bewahre uns vor dem Feinde
und nimm uns auf in der Stunde des Todes. |
|
22. Durch die Frau
kam das Übel - durch die Frau kam das Gute... (Text)
Ambrosius von Mailand (gest. 397)
Predigt XLV
Durch die
Frau kam das Übel durch die Frau kam das Gute.
Weil wir durch Eva gefallen sind stehen wir aufrecht durch Maria.
Durch Eva wurden wir zur Sklaverei verurteilt, durch Maria wurden
wir freigemacht.
Eva entzog uns das unvergängliche Leben, Maria gab es uns
zurück.
Was durch Adam verschuldet war wird reingewaschen durch Maria.
Selig daher Eva, aus welcher das Menschengeschlecht hervorging,
seliger noch Maria, aus welcher Christus hervorging. |
|
|
23. Ad laudes marie
cantemus hodie...
Benedictinerinnenkloster, Konstanz
Gregorianischer Conductus (12. Jh.) |
|
|
Ad laudes marie
cantemus hodie.
Rex regnum, domine,
natus de virgine,
fer opem hodie
de dono grazie,
nobis remedium
prebens sempiternum. |
Zum Lob Mariens
lasst heute uns singen.
König der Könige, Herr,
geboren aus der Jungfrau,
vollbringe heute dein Werk
Kraft der Gnade,
erlöse uns
auf ewig. |
|
24. Einen gekrönten
reien...
Kolmarer Liederhandschrift
Heinrich von Mügeln (um 1350) |
|
|
Einen gekrönten
reien... |
1 |
|
|
Einen gekrönten reien
sang ich der frawen min
in disem süßen meien.
nu lest mich ander pin.
mit überswenken sorgen,
verborgen,
mir stricke hat geleit
ein jeger siten wilde,
der stetiglichen führt
den tod an sinem schilde,
freislich er nach mir spürt.
jo ist sin tagereise
in freise
wol tusend mile breit. |
In diesem Mai noch
sang ich meiner Dame
einen "gekrönten Reigen", (1)
nun aber lastet andere Pein auf mir.
Ein Jäger von wilden Sitten
hat heimlich
Stricke mir gelegt
aus übergroßem Kummer .
In seinem Schilde
führt er stets den Tod
und grausam lauert er mir auf.
Wahrhaftig, er verbreitet täglich
Schrecken
wohl über tausend Meilen. |
|
|
des muß ich dagen
ich tar nicht brogen.
wer möchte gesingen ader gesagen,
sint ich in dort se nach mir jagen?
freislich gespannen stet sin bogen,
vier stral sin seite treit. |
Darüber muss ich
schweigen,
ich wage nicht zu zürnen,
seh ich ihn also nach mir jagen,
wer möchte da schon singen oder sagen?
Grausam gespannt ist stets sein Bogen,
vier Pfeile trägt er an seiner Seite. (2) |
|
|
(1) = ein bestimmter
Reigentanz
(2) = für jede Himmelsrichtung einen |
|
|
Einen gekrönten
reien... |
2 |
|
|
is und sne uz wage
wirt und ist doch ein ding.
dri in eins wesens lage
sizt gottes herzen ring.
nach solcher hande meische
zu fleische
gab in der reinen meit |
Eis und Schnee entsteht
aus Wasser
und ist doch ein und das Selbe.
Drei Wesenheiten in einem
umschließt Gottes Herz.
Nach solcher Art
gab er der reinen Maid
die Fleisch gewordene Gestalt |
|
|
di forme gottes kinde
des hochsten himmels geist.
das edel hofgesinde
das half uns allermeist
das von des himmels sale
zu tale
hat unser not gejeit. |
zum Gotteskind des höchsten
Himmelsgeistes.
Dies edle Hofgesinde
vom Himmel kommend
hat uns errettet,
und unsere Not
vertrieben. |
|
|
o mutter klar,
nim unser war.
du hast din ere von uns zwar,
sint daz dich trug, naturen bar
nach menschen ordenunge gar.
durch uns got in dir teit. |
Oh strahlende Mutter
nimm dich unser an.
Wir verehren Dich wahrlich,
Dich, die Du entgegen menschlicher
Natur und Ordnung gebarst.
Durch uns wirkt Gott in dir. |
|
|
Einen gekrönten
reien... |
3 |
|
|
Doch will ich von der
frien
singen als ich es kann
den sun si uz den drien
von einem worte span.
ich hoff, si mich erweret.
mich neret
nicht anders als ir trost. |
Doch will ich von der
Freien
singen so gut ich kann.
Den Sohn hat sie aus den "Dreien"
durch ein Wort "gesponnen".
Ich hoffe, sie errettet mich.
Ich lebe nur
von ihrem Trost. |
|
|
durchgoumen mag ir güte
in lobbe nimen zwar
sint durch ir herzen blüte
des himmels adelar
und ist hie mensche funden
sin wunden
mich sünder han erlost. |
Wahrlich, niemand kann
ihre Güte genügend loben
seit durch ihre Herzensblüte,
des Himmels Adler
ist Mensch geworden
und seine Wunden
dich, Sünder, erlöst haben. |
|
|
der meiden fin
sin sang sal sin
die gott gebar an alle pin
davon sich brach des fluches lin.
ich hoff daz si die seele min
rett vor der helle rost. |
Der edlen Jungfrau
weihe ich meinen Gesang,
die Gott ohne alle Schmerzen gebar,
wodurch des Fluches Fessel gebrochen ward. (3)
So hoffe ich, dass sie meine Seele
von der Hölle Rost errette. |
|
|
(3) "Fluches Fessel"
= die Erbsünde |
|
|
|
25. Sancho Pansa:
"Und hätte ich auch nichts anderes..." (Text)
aus Don Quijote
Miguel Cervantes (1547 - 1616)
Sancho Pansa:
.......und hätte ich auch nichts anderes, als daß
ich fest und aufrichtig an Gott glaube,
und, wie ich stets getan, an alles, woran die heilige römische-katholische
Kirche hält
und glaubt,
und daß ich ein Todfeind der Juden bin,
so sollten die Erbarmen mit mir haben
und mich in ihren Schriften freundlich erwähnen................... |
|
|
26. Praeludio: "Santa
Maria amar..."
aus: "Cantigas de Santa Maria"
Alfonso el Sabio (reg. 1252 - 1284) |
|
|
Santa Maria amar
devemos muit' e rogar
que a ssa graça ponna
sobre nos, por que errar
non nos faça, nen peccar
o demo sen vergonna. |
Maria müssen wir
lieben
und zu ihr beten,
auf dass sie ihre Gnade über uns ausgieße
und auf dass wir nicht irren
und der Teufel uns
nicht schamlos verführe. |
|
|
Porende vos contarey
un miragre que achei
que por húa badessa
fez a Madre do gran Rey
ca, per com' eu apres'ei,
era-xe sua essa.
Mas o demo enartar
a foi por que emprennar
s'ouve dun de Bolonna
ome que de recadar
avia e de guardar
seu feit' e sa besonna. |
Darum erzähle ich
euch
ein Wunder von dem ich hörte,
das die Mutter unseres Herrn
an einer Äbtissin wirkte,
die, wie ich weiß, besonders fromm gewesen.
Doch der Teufel wollte sie verführen
und um sie zu schwängern,
bediente er sich
eines Mannes aus Bolonna,
der vergeblich versuchte,
die Übeltat zu vollbringen
und ihren Ruf zu vernichten. |
|
|
Santa Maria amar.... |
Maria müssen wir
lieben.... |
|
|
27. Gran dereit...
aus: "Cantigas de Santa Maria"
Alfonso el Sabio (reg. 1252 - 1284) |
|
|
Gran dereit' é
que fill'o Demo por escarmento
quen contra Santa Maria Filla atrevemento.
Poren direi un miragre
que foi gran verdade
que fez en Costantinoble, na rica cidade,
a Virgen, madre de Deus, por dar entendimento
que quen contra ela vay, palla é contra vento.
Gran dereit' é
que fill'o Demo por escarmento
quen contra Santa Maria Filla atrevemento.
Húa omage pintada
na rua siya
en tavoa, mui ben feita, de Santa Maria,
que non podian achar ontr' outras mais de cento
tan fremosa, que furtar foi un judeu a tento.
Gran dereit' é
que fill'o Demo por escarmento
quen contra Santa Maria Filla atrevemento.
Ne noit' e poi-la levou
sso ssa capa furtada
en ssa cas' a foi deitar na camara privada
des i assento-ss'aly e fez gran falimento
mas o demo o matou, e foi a perdimento.
Gran dereit' é
que fill'o Demo por escarmento
quen contra Santa Maria Filla atrevemento.
Pois que o judeu assi
foi mort' e cofondudo
e o demo o levou que nunc' apareçudo
foi un crischao enton con bon enssinamento
a omajen foi sacar do logar balorento.
Gran dereit' é
que fill'o Demo por escarmento
quen contra Santa Maria Filla atrevemento. |
Es ist nur gerecht,
wenn die Strafe des Teufels
denjenigen trifft, der Maria nicht ehrt.
Ein wahres Wunder erzähle
ich euch
das in der reichen Stadt Konstantinopel
die Jungfrau, die Mutter Gottes bewirkte, um zu zeigen,
dass jener der sich ihr widersetzt, nichts ist als
Spreu im Wind.
Es ist nur gerecht, wenn die Strafe des Teufels
denjenigen trifft, der Maria nicht ehrt.
Es gab in der Straße
ein Bild,
ein so gutes Abbild der Heiligen Maria,
dass man unter hundert anderen kein gleiches fand,
so dass ein Jude versucht ward, es zu stehlen.
Es ist nur gerecht,
wenn die Strafe des Teufels
denjenigen trifft, der Maria nicht ehrt.
Zur Nacht verbarg er
es unter seinem Umhang
und brachte es in eine geheime Kammer.
Dann setzte er sich daneben, doch der Raub wurde gerächt:
Der Teufel tötete ihn und führte ihn in die Verdammung.
Es ist nur gerecht,
wenn die Strafe des Teufels
denjenigen trifft, der Maria nicht ehrt.
Als der Jude also tot
und verdammt war
entführte ihn der Teufel und ließ ihn verschwinden.
Und alsbald kam ein wohlerzogener Christ
und entfernte das Bild von diesem unreinen Ort.
Es ist nur gerecht,
wenn die Strafe des Teufels
denjenigen trifft, der Maria nicht ehrt. |
|
|
28. Nachdem der
Heide alle Darlegungen angehört hatte... (Text)
aus: Das Buch vom Heiden und den drei Weisen (1275)
Ramon Lull
Nachdem
der Heide alle Darlegungen der drei Weisen angehört hatte,
machte er sich
daran, all das Gehörte nachzuerzählen,
erst das, was der Jude gesagt,
dann das, was der Christ gesagt
und schließlich das, was der Sarazene gesagt hatte.
Die drei
Weisen hatten ihre Freude daran, zu erkennen, nicht zu einem
Menschen
ohne Herz und Ohren gesprochen zu haben.
Nachdem der Heide nun alles nacherzählt hatte, erhob er
sich und sein Verstand
wurde vom Weg des Heils erleuchtet.
Sein Herz fing an zu lieben und er betete zu Gott.
Als die
drei Weisen die glühende Gottesverehrung des Heiden sahen,
fühlten sie sich
überaus schuldig, denn sie erkannten, daß der Heide
in kurzer Zeit zu einer
Frömmigkeit gelangt war, die ihre eigene, die sie Gott doch
schon so lange kannten,
weit übertraf. |
|
|
29. O flos flagrans...
Codex Aosta (Geistliches Chanson)
Jean Brassart (15. Jh.) |
|
|
O flos flagrans iam vernalis
cuius ortus es regalis
virgo plena gratia,
miserorum specialis
adjuvatrixque legalis
es tu, dei filia. |
O Blume, leuchtend schon
zur Frühlingszeit
von königlicher Abkunft
Jungfrau voll der Gnade,
Vertraute und wahre
Fürsprecherin der Elenden
bist Du, Tochter Gottes. |
|
|
Te, supernorum regia,
laudant sanctorum agmina,
pia virgo maria. |
Dich Königin des
Himmels,
preisen die Himmlischen Heerscharen,
Jungfrau Maria, die Du gottgefällig bist! |
|
|
Te laudantes hic in ima
reple gratia divina
nec non a tristitia.
Serva nos et ad quieta
duc in ultima dieta
paradisi gaudia. |
Die (aber), die hier auf
Erden dein Lob singen,
erfülle sie mit göttlicher Gnade
und lasse sie nicht in Verzweiflung.
Beschütze uns und führe uns
auf unserer letzten Reise
den himmlischen Freuden zu. |
|
|
'
30. Vergine bella...
Trienter Kodices (Chanson), Text Petrarca
Guillaume Dufay (1400 - 1474) |
|
|
vergine bella, che di
sol vestita,
coronata di stelle al sommo sole,
piacesti si, ch'in te sua luce ascose.
Amor mi spinge a dir di te parole;
Ma non so'n cominciar senza tua aita
e di colui ch' amando in te si pose. |
Schöne Jungfrau,
von Sonnenglanz umflossen
mit Sternen gekrönt, so sehr gefielst du dem Allerhöchsten,
dass in dir sein Licht er verbarg.
Liebe drängt mich dein Lob zu singen
doch weiß ich nicht zu beginnen ohne dich
und die Hilfe dessen, der liebend sich in dich versenkte. |
|
|
Invoco lei, che ben sempre
rispose
chi la chiama con fede.
Vergine, s'a mercede.
Misera estrema de l'humane cose,
già mai ti volse, al mio prego t'inchina,
soccorri a la mia guerra
ben ch'i sia terra
e tu del ciel regina. |
Ich rufe sie an, die immer
dem sich neigt,
der vertrauensvoll sich an sie wendet.
Jungfrau, höre mich!
Die du in Güte stets herabgesehen
auf Menschenleid und Elend voll Erbarmen,
höre meine Bitte, eil' mir zu Hilfe in meiner Not
wenn gleich ich hier auf Erden.
du aber Königin im Himmel bist. |
|
|
31. Ave mater o maria...
Wiener und Innsbrucker Wolkensteinhandschrift
Oswald von Wolkenstein (um 1377 - 1445) |
|
|
Ave mater o maria
pietatis tota pia
sine te non erat via
deploranti saeculo.
Gratia tu nobis data
quam fidelis advocata
coeli tronis es praelata
in aeterno solio.
O maria tu solaris
micans phebus, stella maris,
Christo rege colletaris
quam portasti utero.
Plena dulcis medicina,
tu, protegens a ruina,
tu es portus, tu carina
in omni periculo.
Benedicta tu sanctarum
consolatrix animarum
per te patet lumen clarum
deplorantis oculo.
Tu in valle delictorum
es occursus pecatorum
tu das animas illorum
Jhesu Christo domino.
Dominus te mundi rosam
preelegit speciosam
te vocari preciosam
precipit ab angelo.
Fructus tuus est cunctorum
consolacio sanctorum
et est cibus beatorum
in celi convivio.
Jhesus sacris ventris
fructus
pie matris prece ductus
sit nobis duc et conductus
ad celestem patriam.
Amen ultimo cantamus,
in signum quod peroptamus
quid quid vite peroptamus
in orationibus. |
Gegrüßet
seist Du Maria
der Gnaden voll,
ohne Dich kein Weg
für die beklagenswerte Menschheit.
In Gnade wardst Du uns gegeben
als treue Fürsprecherin,
Königin am Himmelsthron
im ewigen Königreich.
O Maria, Du im Strahlenkranz,
Meerstern,
Christo, dem König jubeltest Du zu
als Du in Deinem Leib ihn trugst.
Voll bist Du der süßen Medizin
Du, die Du uns vor dem Untergang bewahrst.
Du bist die (Himmels)tür,
Du hilfst in jeder Gefahr.
Du gesegnete unter
den Heiligen,
Seelentrösterin,
durch Dich erstrahlt das helle Licht
dem Auge des Erbärmlichen.
Du kommst in diesem Jammertal
zu Hilfe den Sündern
und gibst ihren Seelen
Christus den Herren.
Als schönste Rose
aller Welt
hat Dich der Herr vorauserwählt,
die Kostbare solltest Du genannt werden
verkündete er durch den Engel.
Deine Frucht ist der Trost
aller Heiligen
und die Speise aller Seligen
in der himmlischen Gemeinschaft.
Jhesus, Frucht des
heiligen Leibes,
der heiligen Mutter Fürbitten Bote
sei unser Führer und Begleiter
zum himmlischen Vaterland.
Amen singen wir zuletzt,
in diesem Zeichen erhoffen wir
was immer wir vom Leben erbitten
in unseren Gebeten. |
|
|
|
|
32. Predigt: "Der
Tanz ist ein Ring oder Zirkel, des Mittel der Teufel ist..."
(Text)
"corea est circulus cuius centrum est diabolus..."
Deutsche Übertragung aus einer Wiener Handschrift des 15.
Jahrhunderts
Hieronymus von Prag (1416 in Konstanz verbrannt)
Was Schaden
tanzen bringt: 1
Der ummegehnde
tanz ist ein ring oder cirkel, des mittel der tufel ist.
Dann, der stift solich tänz, uf dass sich die unkuschen
menschen ansehen, angriffen
und miteinander reden,
und dadurch entzundt werdent zur unkuschheit,
und böse fleischlich begierde gewinnen,
und gunst darzue gebben,
und lust darinne haben,
und verliern da all ir gueten werk, di si getan hant,
und was si fürbaß tuent ist nie kein nutz zum ewigen
lebben.
Was Schaden
tanzen bringt: 2
An dem tanz
sind vil ursach zur sünde:
Dann, die sengerinne an dem tanze, das sint priesterinne des
tufels;
und die ijne antwurten, das sint sin klosterfawen;
und die darumme stent, sint leyenswestern und brüder oder
des tufels pfarrelute;
das tanzhus ist sin pfarrkirch;
die pfifer unde lutensleher, das sint des tufels messener, die
mit irn pfifen unde luten
die anderen sammenrufent, als eben der messener tuet, oder der
hirt, wann er mit sim
horn das viehe sammenlokt.
Und alle, die dabei stent und zusehent - das sint des tufels
diener! |
|
|
33. Chaldivaldi
Tanz aus einer Vysehrader Handschrift (14. Jh.)
anonymus |
|
|
"Wie schon
oben gesagt..." (Text)
aus: Summa
II, quaestio 168, Artikel 3
Thomas von Aquin (um 1225 - 1274)
Spiel und
Vergnügen - wie schon oben gesagt - sind notwendig für
die Erhaltung
des menschlichen Lebens.
Alle Dienste jedoch, die zur Erhaltung des Menschen nützlich
sind, dürfen für erlaubt
angesehen werden.
Daher ist auch der Dienst der MENESTRELS; der dazu bestimmt ist,
den Menschen
ein hervorragender Trost zu sein, nichts Unerlaubtes, solange
diese
nicht im Zustand der Sünde sind,
und solange sie ihr Spiel mäßig betreiben, das heißt,
wenn sie keine häßlichen Wörter verwenden,
und wenn sie ihr Spiel nicht während der Arbeit beginnen
oder zu verbotenen Zeiten.
Und jene,
die die MENESTRELS unterstützen, sündigen nicht!
Vielmehr machen sie einen gerechten Handel, wenn sie ihnen für
ihre Dienste
gewähren was ihnen gebührt. |
|
|
|