Andrei Gavrilov spielt Werke von Frederic Chopin - Ein Konzertmitschnitt aus der Edition Kloster Maulbronn 1999 - News und Rezensionen Ulfert Goeman, Juni 2000: Andrei Gavrilov spielt Klavierwerke von Fréderik Chopin Edition Kloster Maulbronn Andrei Gavrilov gehört zu den angesehensten Klaviersolisten der gegenwärtigen Konzertbühne. Seine Auftritte sind in der Publikumsresonanz bemerkenswert, die Kritiken überschwenglich, seit er 1974 als 18jähriger für den erkrankten Svjatoslav Richter einsprang. Seitdem hat er eine beispiellose Karriere angetreten, die in der Mitwirkung bei grossen Festspielen, berühmten Dirigenten und dem Erringen anerkannter Preise und Ehrungen gipfelten. Dass er nun bereits ein zweites Mal in den Klosterkonzerten Maulbronn konzertierte, war allein schon bemerkenswert, dass es zu einer Dokumentation seines Chopin-Vortrages führte, ein Verdienst der K&K Verlagsanstalt in Zusammenwirkung mit Jürgen Budday. Die Pfade von Andrei Gavrilov zu Fréderik Chopin, dessen Klavierwerke auf dem Programm der letztjährigen Klosterkonzerte standen, sind nachvollziehbar wie zu Johann Sebastian Bach, dessen Goldbergvariationen zu Gavrilovs beliebtesten Klavierinterpretationen zählen. Von Fréderik Chopin wiederum ist bekannt, dass Beethoven, Mozart und vor allem Bach zu seinen Vorbildern gehörten. Subtile Expressivität, kantabler Vortrag, höchst nuancierte Dynamik und das verinnerlichte Tempo rubato gehören bei Gavrilov zu den Kennzeichen pianistischen Ausdrucks. Chopins harmonisch-tonale Reminiszenzen als Erbe slawischer Volksmusik ergeben ein weiteres Moment beseelter Interpretation. Dabei beflügeln sich Klarheit in Ausdruck und Dynamik der Gefühle wechselseitig. Gavrilovs Vortrag beginnt mit Chopins später "Klaviersonate avec un marche funèbre" b-moll op. 35, von der Robert Schumann, ein Förderer von Chopin, einmal bemerkte, dass sie eigentlich mehr eine Laune denn eine Sonate sei, weil sie Chopins "ungebärdigen Kinder" in einem Werk zusammenfasse, ein erstes erregtes rhythmisches Motiv, dann ein dämonisches Scherzo, gefolgt von dem berühmten Trauermarsch, den der Komponist schon früher veröffentlichte, und einem rätselhaften Prestofinale. Doch trotz aller Gegensätze bei der Komposition wie dem Interpreten von leidenschaftlich, dämonisch über melancholisch bis elegant und vornehm-zurückhaltend, ist der Gesamtaufbau der Klaviersonate in den melodisch-harmonisch-motivischen Elementen logisch, Gavrilovs Interpretation schlichtweg berauschend. Auf eine frühe Ballade in a-moll op. 23 von 1831, Chopins erster, folgt dessen letzte in f-moll op. 52 von 1843, sechs Jahre vor Chopins Tod, die in ihrer konzentrierten Lyrik typisch-slawischen Charakter besitzt. Ursprünglich der Baronin Rothschild gewidmet und auf der Erzählung von den "Drei Brüdern Budrys" beruhend, bezieht diese von Chopin damals neu eingebrachte Musikgattung ihren Reiz aus arabesken Verzierungen, deren diversen Variationen und Durchführungen. Kontrapunktische Aspekte, die Vorliebe für unscharfe Zwischentöne und rätselhafte Motive kommen der brillianten pianistischen Klarheit Gavrilovs entgegen. Am Schluss des eindrucksvollen Vortrags eines grossen Klaviervirtuosen im Laienrefektorium des Klosters Maulbronn folgen fünf Konzertetüden Fréderik Chopins, "klassische Formen" unter Berücksichtigung besonders der kompositionstechnischen Aspekte des Klaviers, in denen sich Virtuosität und Ausdruck wechselseitig ergänzen und die für Andrei Gavrilov markante Wegsteine sind, die seinen Vortrag virtuos abrunden. Auf beeindruckende Weise sitzen dabei Vortragender, Publikum wie Aufnahmeingenieur gleichsam in einem Boot, die Konzentration beim Spiel, die Atemlosigkeit des Publikums wie die Präzision der Aufnahmetechnik münden in ein dynamisch-filigranes Tonbild. Ulfert Goeman Ausgefallen und ambitioniert Bläserquintette und Chopin-Klaviermusik in der Edition Kloster Maulbronn Von unserem Redakteur Karl Georg Berg - Die durch ausgefallene und ambitionierte CD-Projekte sich auszeichnende K & K-Verlagsanstalt aus Landau hat nun ihre verdienstvolle Edition Kloster Maulbronn um zwei hoch interessante Einspielungen bereichert. Betrifft die Besonderheit im einen Fall das Repertoire, so im anderen die Interpretation. Da ist zunächst der Mitschnitt eines Konzerts vom 4. September 1999 aus dem Laienrefektorium der historischen Klosteranlage. Die Kammervereinigung Berlin spielte an diesem Tag in der klassischen Bläserquintett-Besetzung mit Iris Jess, Querflöte, Gudrun Reschke, Oboe, Alexander Roske, Klarinette, Bodo Werner, Horn, und Mathias Baier, Fagott, Werke von Danzi, Milhaud, Carl Nielsen und Heitor Villa-Lobos. Das 1984 von damals an der Berliner Musikhochschule "Hanns Eisler" studierenden Musikerinnen und Musikern gegründete Ensemble bewährt sich hier als außergewöhnlich homogenes und hochkultiviert musizierendes Bläserquintett, dessen Spiel in jedem Fall von animierender Laune und brillanter Virtuosität bestimmt ist. Schon das Quintett g-moll op. 56 Nr. 2 von Franz Danzi begeistert durch erfrischende Munterkeit und technische Akuratesse. Darius Milhaud verarbeitet in seiner Suite "La Cheminée du Roi René" (Der Kamin von König René) Musik des Mittelalters. Es sind kurze und scharf charakterisierte Stücke in typisch neoklassizistischer Manier, die von der Kammervereinigung Berlin plastisch gezeichnet und ausgesprochen wirkungsvoll auf den Punkt gebracht werden. Eine veritable Entdeckung ist das Quintett op. 43 des dänischen Spätromantikers Carl Nielsen, das 1922 entstand und wie eine heitere Serenade anmutet. Nielsen greift betont alte Formen wie das Menuett oder umfangreiche Variationen über ein altertümlich gestelztes Thema auf, doch er geht mit seinem Material ausgesprochen originell um und sorgte für viele Überraschungen. Das Stück bietet ein apartes, geistreiches Hörvergnügen - und es wird hier kongenial musiziert. Mit Villa-Lobos' "Quintette en forme de Choros" kommt schließlich eine folkloristisch südamerikanische Farbe ins Programm. Das schillernde, ebenso abwechslungsreich wie spannend angelegte Opus gibt den fünf Bläsern beste Gelegenheit, ihre stupenden Künste unter Beweis zu stellen. Schade im übrigen, dass genauere Angaben zu Werken und Musikern im Booklet fehlen und nur den Surfern im Internet gewährt werden. Die sind bei der zweite Neuheit der Edition weniger von Nöten. Der russische Pianist Andrei Gavrilov, Tschaikowsky-Preisträger von 1974 gehört zu den internationalen Größen seiner Zunft und gastierte auch schon mehrfach in der Pfalz. Am 10. September 1999 spielte er im Maulbronner Laienrefektorium Werke von Chopin im Jahr von dessen 150. Todestag: die b-moll-Sonate op. 35, die erste und vierte Ballade sowie die Etüden 3, 4, 5, 9 und 12 als op. 10. Ein hinreichend bekanntes Repertoire, das Gavrilov allerdings auf eigenwillige und unkonventionelle Weise spielt - und das nicht gerade hemmungslos subjektiv und gefühlsbetont, sondern gerade im Gegenteil machtvoll streng, ruppig im Klang und rasant in der Wahl der Zeitmaße. Das geht zwar zuweilen auf Kosten der Präzision, sorgt aber im Rahmen dieses klanglich ebenfalls sehr gelungenen Live-Mitschnitts für ein erregendes Chopin-Spiel, das fern aller Larmoyanz dieser Musik zwingenden Fluss, überaus markante Konturen und einen widerborstigen Duktus verleiht. INFO Bläserquintette von Danzi, Milhaud, Nielsen, Villa-Lobos, Kammermusikvereinigung Berlin, Edition Kloster Maulbronn, K & K-Verlagsanstalt, ISBN 3-930643-68-5. Andrei Gavrilov spielt Chopin, Edition Kloster Maulbronn, K & K-Verlagsanstalt, ISBN 3-930643-65-0. Erhältlich im Buchhandel oder direkt bei der K & K-Verlagsanstalt, Arzheimer-Tor-Straße 36, 76829 Landau-Mörzheim, Telefon 06341/93 94 40, Fax 93 94 45, News, Nachrichten, Rezensionen, aktuell, Musik, Klassik, Kloster, Maulbronn, News, Nachrichten, Rezensionen, aktuell, Musik, Klassik, Kloster, Maulbronn.